Ich brauche dringend neue Klamotten. Da ich eine natürliche Scheu vor vollen Innenstädten und „Einkaufmoolz“ a la Centro habe: Nur online.
Bein Durchklicken der verschiedenen Kataloge überkommt mich eine leichte Übelkeit (es kann nicht an den Medis liegen, ich habe doch einen Magenschutz).
Nein, es liegt an der unsäglichen „pfiffigen und frischen“ Frühjahrsmode.
Ich mustere ein weißes T-Shirt. Vorne ist Papagei mit einer Perlenkette drauf gedruckt. Dieses Shirt wird noch von dem nächsten übertroffen. Dort grinst mich ein Waschbär mit Brille an. Gucke, ob ich nicht bei Kindermode gelandet bin. Nein, bin ich nicht. Auf der nächsten Seite lächelt mich der „head of design“ an. Er ist für die Konzeption des Kataloges zuständig. Wohl weder head noch Design.
Ich klicke mich durch wilde LSD Muster, die mich an die Kaleidoskope erinnern, die ich als Kind hatte. Weiter geht es mit dem großflorigen Lianen Dschungel Stil. Wenn ich das tragen würde, nehme jeder Elefant vor mir laut trompetend Reißaus.
Ich begucke misstrauisch eine Bluse, auf der sich vorne eine riesige Mohnblume befindet. Sieht angezogen wahrscheinlich aus, als hätte mich jemand in die Brust geschossen. Der Höhepunkt ist ein grünes Shirt mit einem alten braunen Schuh drauf, durch den echter Schnürsenkel gezogen ist.
Ich bekomme eine Gänsehaut. Mustere mein rot-weiß gestreiftes T-Shirt und die blaue Jeans, die ich trage. Noch gut genug. Brauche nichts Neues.