Mind the gap

Fahre nach London, wenn Du fast von einem roten Bus plattgefahren werden möchtest, weil du beim Überqueren der Strasse mal wieder in die falsche Richtung geguckt hast.

Fahre nach London, wenn Du willst, dass dich nette indische Verkäufer „How are you Mam?“ fragen.

Fahre nach London, wenn Du in der tube“ Mind the gap“ aus metallisch quäkenden Lautsprechern hören willst.

Fahre nach London, wenn Du am Flughafen Heathrow von einem Gate zum nächsten in 25 Minuten Laufzeit hetzen möchtest. *Gnarr*

Fahre nach London, wenn Du beim Frühstück 400 Gramm Fett zu Dir nehmen willst  und den restlichen Tag pappsatt bist.

Fahre nach London und gehe nicht in die Westminster Abbey und bezahle nicht 18 Pfund Eintritt.

Fahre nach London und versuche mit den Polizisten vor der Downing Street zu flirten.

Fahre nach London, um dich von zahlreichen Kameras beobachten zu lassen. „Smile“

Fahre nach London, wenn Du Dir die Füße wundlaufen und an einem perfektem sonnigen Tag vier Liter Wasser trinken möchtest.

Fahre nach London, wenn es Dir nicht zu peinlich ist, im Taxi aus Versehen auf den Fahrersitz zu steigen.

Fahre nach London um best of british zu erleben.

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Oh dear

Der Vorsatz für 2014 war es, „ruhiger“ zu werden. Ich versuche mir D.s  britische Gelassenheit anzueignen.

Am Wochenende bei Schley (meinem Blumendealer). Alles rappelvoll. Ich bekomme mit Mühe und Not einen Parkplatz. Keine guten Voraussetzungen um Ruhe zu trainieren.

Beim Bezahlen macht direkt neben uns eine neue Kasse auf. Die nette Verkäuferin winkt uns rüber. Kurz bevor ich sie mit meinem Wagen  erreiche, überholt uns ein schnauzbärtiger Arschloch Kunde im Flughafenschnellschritt und drängt sich vor. Ich bin geneigt ihm meinen nagelneuen postgelben Blumenkasten ins Kreuz zu werfen, gefolgt von 50 Liter bester Erde. Ich zische “ Blödmann“.  Er reagiert nicht. D. guckt kurz hoch und meint achselzuckend: „Oh dear.“  Es ist kein Weltkrieg und keine Hungersnot. Ja, ich weiß, aber es ist ungerecht. Fußstampfauf.

Ein silberner  Mercedes nimmt mir gestern die Vorfahrt. Ich unterdrücke einen bösen Lichthupenfluch und reagiere vorbildlich mit einem leisem: „Oh dear!“

Heute knatscht mich eine Privatpatientin voll, das Essen schmeckt nicht, das Zimmer ist nicht schön, die Matraze schlecht, keine Aussicht auf einen Wald in der Innenstadt blahblah. Ich schließe kurz die Augen,  mein innerliches Mantra „Oh dear, oh dear, oh dear“ springt an,  gucke ihre Laborwerte durch und verabschiede mich höflich.

Die beste Variation ist übrigens ein Ohhhhhhhhh dear! Ohdearohdear… (wenn Deutschland mal wieder gegen England ein Tor schießt). Oder was meinst Du mein lieber D.?

Tanz mit mir

Neulich am Frühstückstisch. Die Sonne scheint endlich, der Himmel ist wolkenlos blau. Friedlich.

Ich gucke auf D., der in Ruhe seinen Kaffee trinkt.

„Mein lieber D., wir waren noch nie tanzen, seitdem wir uns kennen.“

D. schreckt auf, verschluckt sich an seinem heißen Kaffee. Hustet. Fängt sich mühsam wieder:

„Das hat auch seinen guten Grund.“ Es folgt eine längere Erklärung. Ein Corporal hätte ihm einst das Rhythmusgefühl einer schwangeren Katholikin bescheinigt. Er könne nur  den britischen Marschschritt, Foxtrott hätten sie ihm nicht beigebracht. Für Soldaten sei Tanzen so nutzlos wie ein Aschenbecher auf einem Motorrad (immer diese bildlichen Vergleiche..). Im übrigen sei er männlich, Tanzen daher ausgeschlossen. Thema Ende.

Falsch, mein lieber D., guck mal hier:

Merry Weihnachten

Englisch britisch deutsche Weihnachten:

Briten schreiben viele, viele Weihnachtskarten. An alle und an jeden. Die Karten sind groß, golden und sehr bunt. Und mit echter Tinte geschrieben. Und schöne Briefmarken, die  vorher  mühselig von den Falklands besorgt werden und drei Wochen über die Antarktis schippern.

Ich schreibe auch Karten, aber nicht so viele (meistens eine einzige) und dann mit einem Kuli von Ratiopharm. Ich ziehe die Briefmarken, weil ich es nie zu den Öffnungszeiten schaffe, aus dem Automaten. Das ist mir peinlich.

Briten lieben Cheddar und Branston (das sind Mixed pickles in Chutney Form). Echter reifer Cheddar am Stück ist schwierig zu bekommen. Ich habe nur den von Kerrygold in Scheiben gefunden. Und der war nur fünf Monate gereift.

Briten schenken erst am ersten Weihnachtstag. Wir Deutschen sind da viel schneller.

Wir haben überall Weihnachtsmärkte. Die Briten haben einen in Leeds und Birmingham. Und fühlen sich jetzt schon von unserem teutonischem  Stollen bedroht, der viel besser schmeckt als Ingwer Kekse.

Es gibt einen schönen Christmas carol Service in den anglikanischen Kirchen mit neun englischen Liedern und neun kleinen Predigten.

Engländer setzen sich kleine Papierhüte auf, meist winzige Kronen und erschrecken mich mit Knallbonbons. Vorher gib es den Mad Friday mit unzähligen Promille und peinlichen Facebook Fotos.

Es gibt Turkey Sandwiches, Turkey Curry, Turkey on toast oder Turkey mit riesigen grünen Erbsen. Wir essen alles, aber kein Turkey.

Aber wir lieben deutsch-britische Weihnachten.

Frohe Christmas.

ChristmasCrackers_2

There´s nowhere to hide

Die TV Licency ist das britische Pendant zur deutschen GEZ. Jedoch extremer, unverholener. Nach dem Motto: Vor uns versteckt sich keiner!

Wer in England einen Fernseher kauft. muß bei der Zahlung seine Adresse angeben.  Diese Daten gehen dann gleich an die TV Licency. Einige  schlaue Engländer umgehen diese Fußfessel.

David (an der Kasse mit einem neuen Grundig Fernseher).

Verkäufer: „Geben Sie mir bitte ihren Namen und ihre Adresse?“

David: „Joseph Schicklgruber.“

Verkäufer: „Buchstabieren Sie bitte?!“

David: „J-O-S-E-P-H“

Verkäufer: „Nein, den Nachnamen!“

David buchstabiert den Nachnamen. Dreimal. Der Verkäufer gerät ins Schwitzen.

Verkäufer: „Ist das Deutsch?“

David: „Ja, mein Großvater war Österreicher!“

Verkäufer: „Ahhh, ja in Österreich habe ich schon mal Urlaub gemacht.“

Weiter geht es mit der Adresse:

David: „Market Cross 19, Mandela Flat 13, Foula, Shetland Islands.“

Der Verkäufer stutzt, wird mißtrauisch: „Auf den Shetland Inseln wohnen Sie?“

David: “ Ja, ja,  London ist mir zu laut und unruhig.“

Verkäufer, lauernd: „Geben Sie mit den ZIP Code?“

David (ist vorbereitet): “ ZE2 9PN“

Geschafft!

Funktioniert übrigens auch mit Frederick Flintstone, Dan Tisst, John Gleur.

TV

Kleinfunk

Britisches  Radio und Rundfunkstationen gibt es selbst auf den kleinsten Inseln im weißrotblauen Union Jack Königreich.

Ein witziges Beispiel ist die Shetland Islands Broadcasting Company kurz SIBC genannt. 

Ein Auszug aus den heutigen aktuellen Nachrichten:

Ein grünes Mountainbike wurde vom Nathan Wood Spielplatz entwendet. Wer es sieht, bitte den Eigentümer anrufen unter 12345678. Aber bitte erst nach 14 Uhr, denn bis dahin ist Victor noch in der Schule.

Weiter geht es mit:

Auf dem Gehöft von Farmer Carter  wurde heute ein kleines Lamm geboren. Die Mutter Dolly ist wohlauf.

Die Telefonzelle in der Churchstreet ist defekt und wird bis Freitag repariert.

Gefolgt von einem Aufruf für den Kirchenbasar am Samstag mit der Bitte  Kuchen zu backen.

In dieser Woche wurden 1200 Boxen Weiß Fisch gefangen, sehr gute Quote.

Zum Schluss wird noch Mrs. Weller gratuliert, die heute 80 Jahre alt wird. Sie feiert heute ab 16 Uhr. Der Besuch wird gebeten durch die Hintertür zu kommen, da die vordere Tür gestern frisch gestrichen wurde.

Heile Inselwelt!