Matschig

Krank sein ist echte Zeitverschwendung. Es macht mich dumm und matschig im Kopf. Es ist nervig.

Beim Arzt warte ich eine Stunde auf eine dreiminütige Untersuchung. Krank sein heißt warten, auf Termine, auf Ärzte, auf Besprechungen, auf Untersuchungen. Ich kann nicht sitzen. Die blöde Tussi Frau vor mir lässt sich laut und ausführlich über Impfungen nach Ägypten beraten. Ach ja und wie war das letztes Blutbild? Zum Schluss fragt sie, wieso ihr Mann schnarcht. Ich versuche ruhig zu bleiben, ruhig zu atmen. Es gelingt mir nicht.

Zu Hause ist liegen angesagt. Und schlafen. Und schlimme Fernsehprogramme. Fernsehen macht blöd und dumm und matschig.  Ich verliere pro Tag bestimmt zwei IQ Punkte. Dann lieber Ostfriesenkrimis und  DVDs, die ich schon immer mal gucken wollte. „Das geheime Fenster“ mit Johnny Depp. Johnny Depp erschlägt in der letzten Szene seine Freundin. Ich weiche aus auf „Superman“.  Danach diverse You Tube Dokumentationen. Wie gelange ich eigentlich von „Gesunde Ernährung“ zu  „Leben auf St. Pauli“ und schließlich zu „Weibliche Serienkiller“? Unergründliche You Tube Algorithmen.

Mein Kopf schwirrt. Ich schlafe schlecht. Träume, wie Johnny Depp auf der Reeperbahn in einen matschigen Maiskolben beißt.

Matschig.

Neu

Tag 1: Mittags: Mein neues schwarzes Auto riecht  gut. Nichts riecht so gut wie frisch gemahlener Kaffee und neue Autos. Es hat keine Schramme, es ist sauber. Der Kofferraum ist leer. Die Fußmatten sind fusselfrei sauber. An der Tankstelle habe ich (wie auch immer) die Diebstahlsicherung ausgelöst mit wildem Hupen und Geblinke. Zwei Fußgänger drehen sich neugierig um. Ich bekomme einen roten Kopf.

An der Ampel gucke ich, ob jemand neidisch mein Auto mustert. Bestimmt. Auf der A3 gebe ich Gas. Endlich. Ich teile die Autos vor mir, wie Moses das Meer.

Tag 1 Abends: Mein neues schwarzes Auto hat jetzt 90 km drauf. Im Kofferraum liegt mein Badmintonschläger.

Tag 1 Spätabends: Es beginnt zu regnen.Ich sprinte zur Garage und stelle mein neues schwarzes Auto rein.

Tag 2 Morgens: Einkaufen. Ich wollte keine Tüten haben, habe aber meine Taschen vergessen. Im Kofferraum befinden sich: Broccoli, frischer Knoblauch,  braune Champignons, zwei Netze Mandarinen, Salat, Kräutersalz (würzen habe ich  nicht so raus), eine Stange Porree (weiß noch nicht, was ich damit soll, sah aber gut aus),  Schalotten, Hähnchenbrustfilet, Naturjoghurt, Milch, Packung Käse,  kleines Schwarzbrot, Eier, Kochschinken und ein Strauß gelbe Tulpen. Im Fußraum meines neuen schwarzes Autos finde ich einen Kassenbon. Ich hebe ihn schnell auf .

Tag 2 Mittags: Ich hole David vom Bahnhof ab. Er erkennt mich nicht in meinem neuen Auto. Er rappelt an der Beifahrertür. Sie geht nicht auf. Irgendeine saublöde Sicherung. Ich mustere kritisch seine Stiefel als er einsteigt. Überlege, ob ich ihm Pantoffeln geben soll. Im Kofferraum entferne ich eine Zwiebelschale.

Tag 2 Abends: Es regnet. Das schwarze Auto bleibt vor der Garage. Ich bin zu müde, um es reinzustellen.

Tag 4 : 550 km. In meinem Handschuhfach befinden sich mein Garagenschlüssel, ein Kuli, etwas Kleingeld, Kaugummis, ein vier Kassenbon. Hinten rollt eine Wasserflasche durch den Kofferraum und ein einziger Badmintonschuh.  Kann ich morgen rausnehmen.

Woche zwei: 1530 km: Muss ich wirklich zur Autowaschanlage? Nein, ich habe Angst um den neuen Lack.. Zur Handwäsche bin ich zu faul. Und ist das nicht verboten?Dann lass ich es lieber bleiben.

Woche drei: 2214 km: Bin auf der A3 überholt worden.