Langeweile, erzwungenes krankheitsbedingtes Nichtstun, lerne ich gerade kennen. Es gibt verschiedene Phasen:
Phase 1: Schlafen, Wecker morgens wieder ausgestellt, den ich mir tapfer am Vorabend gestellt habe (von wegen Tagesstruktur und so). Ich habe ein schlechtes Gewissen, alle Autos vor meiner Tür sind weg. Alle arbeiten.
Phase 2: Fernsehen gucken bis zum abwinken: Unsägliche Makler, Köche mit achsocoolen Bärten und Caps, Ordnungshüter, die Bürger wegen weggeworfenen Chipstüten verhaften, Bauern, sinnbefreite Familien im Brennpunkt. Ich kenne sie jetzt alle. Und will sie nicht weiter kennen lernen.
Phase 3: Schwenke auf besagte DVDs um, Habe jetzt auch alles gesehen. Krimis ausgelesen. Obwohl, da liegt noch ein Baldacci.
Phase 4: You Tube Videos: Ich weiß jetzt, wer Kennedy getötet hat, habe Aliens in Nevada gesehen, bin über den Bildungsnotstand in Deutschland informiert und kenne alle Serienkiller und sämtliche Make up Tipps.
Phase 5 a: Maile und smse meine Freunde im Abstand von fünf Minuten an.
Phase 5 b: Maile und smse meine Freunde im Abstand von drei Minuten an und schicke ihnen niedliche Hundebilder.
Phase 6: Zähle die Vögel in meinem Garten: 6 Meisen, 4 Drosseln, 2 Amseln, 1 Rotkehlchen. Maile die Daten an den Nabu weiter.
Phase 7: Schreibe 10 Kommentare innerhalb von 6 Minuten zu bescheuerten Artikel in Der Westen. 5 davon werden sofort vom Moderator gelöscht.
Phase 8: Es klingelt, der Mann von den Stadtwerken ist da. Versuche ihm ein Gespräch aufzuzwängen.
Phase 9: Ich hasse mein Sofa.
Phase 10: Ich taue meinen Kühlschrank ab. Rechne meinen Grundumsatz aus.
Phase 11: Ich google das Wort „Langeweile“.
Endstadium: Überlege, ob ich mich nicht doch bei Facebook anmelden soll.