Alles für Molger

IKEA – schon der Name – Idioten kaufen einfach alles oder Ich krieg einen Anfall.

Wenn ich schon höre: „Ist doch schön, da mal wieder durchzubummeln…“ Bummeln… von wegen. Frauen (ich ausgeschlossen) schlagen dort einfach nur Schneisen in die Regale.

Natürlich immer am Samstag. Warum eigentlich ausgerechnet immer Samstags? Ich will nicht zu IKEA. An keinem Tag. aber leider gibt es manche Sachen zu diesem Preis nur dort. Und ich kann nur Samstags. Und leider gibt es „Molger“, ein Badezimmeregal, nur dort.

Hinfahrt: lauter schleichende Vans aus EN, ME, UN, GE vor mir, jeder mit mindestens drei Kleinkindern an „Board“

Nach 30 Minuten Suche doch schon einen Parkplatz gefunden (einem lahmen MK vor der Nase weggeschnappt, hrrhrr).

Vor uns komatös wandernde  Großfamilien oder verliebte Pääääääärchen, die bei jedem Kerzenleuchter abrupt stehen bleiben und verzückte Laute ausstossen, so das man von hinten drauf läuft. Danke auch!

Der Härtetest im Untergeschoss: Millionen Dinge, die Frau unbedingt braucht. Jeder Artikel 565743-mal vorhanden. Natürlich will  Frau nur ein paar Kleinigkeiten. Eine Waffelklammernadel .. oder so. Braucht man ja jeden Tag. Und die tollen Gläser.  Gibt’s nur im 20er Pack und nur bei Ikea. Aber die alten Gläser sind ja auch nicht mehr schön und wenn mal Gäste kommen…. Schwupps rein in die gelbe Tasche, die armen Männer sehen aus wie Postboten.. Dazu noch einen Übertopf für die kahle Pflanze im Esszimmer. Dann die Schlange an der Kasse. Die Männer halten tapfer die Stellung, während Frauen noch mal eben schnellwasholengehen.

Und an der Kasse: Neeeein, ich habe keine Happy Ikea Familiy Karte. Dafür aber einen Organspendeausweis. Aber den will die Kassiererin nicht sehen.

Nun denn,  auf dem Parkplatz beginnt das Drama von vorn: wie komme ich von IKEA wieder weg?  Der Parkplatz ist verstopft, irgendein Idiot hat vergessen, sein Ticket zu entwerten und hängt vor der Schranke fest, der Weg bis zur Ampel ist verstopft,40 Minuten für 15 km.  Und das alles nur für Molger! Aber schön sieht er doch aus 😉

Delir

Ein Delir ist ein schwerer Unruhezustand, häufig bei multimorbiden kranken  Patienten.

Ein Delir ist nichts Schönes oder Nettes und auch nichts aus Schokolade.

Ein Delir ist nichts zum Kuscheln.

Ein Delir macht einen gestern noch freundlichen, kleinen alten Herrn zu einem laut schreienden, obszön schimpfenden, beißenden, um sich tretenden, kratzenden, mit Wasserflaschen werfenden, im Gesicht blau anlaufenden, nicht mehr wieder zu erkennenden Menschen.

Ein Delir macht, dass dieser kleine alte Mann nur mühsam von fünf erwachsenen kräftigen Menschen gebändigt werden kann.

Ein Delir macht, dass der Mann, der gestern noch draußen gesessen hat, jetzt vollfixiert im Bett liegt und versucht mir ins Gesicht zu spucken. 

Ein Delir macht, dass die Ehefrau, die Tochter und die Enkelin vor der Zimmertür stehen und laut weinen.  

Ein Delir ist kein guter Vorbote, eher das Gegenteil.

Ein Delir macht mich hilflos, weil ich weiß, dass der Mensch wahrscheinlich morgen tot sein wird.

Tittenbonus und Quotenhäschen

 Viviane Reding ist erleichtert. Die EU-Kommission hat ihren Vorschlag für eine gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte im zweiten Anlauf angenommen. Doch das Vorzeigeobjekt der Justizkommissarin ist nicht abgeschlossen. In den Mitgliedsländern regt sich Widerstand. Dieser soll den etwa 5000 börsennotierten Firmen in der EU vorschreiben, bis 2020 Aufsichtsratsposten zu 40 Prozent mit Frauen zu besetzen. Bei gleicher Qualifikation sollen weibliche Bewerberinnen Vorrang haben. Zwei Einschränkungen:  Erstens sind Vorstandsposten von der Regelung ausgeschlossen. Sie gilt nur für „nicht-leitende“ Positionen.

Zweitens soll es keine wie von Reding vorgeschlagenen Bußgelder für Firmen, die sich  nicht an die Quoten halten, geben. Nun bedarf der Vorschlag noch der Zustimmung von Europaparlament und EU-Ministerrat, in dem die Mitgliedsstaaten vertreten sind. Einige Staaten, darunter Deutschland, sind gegen eine gesetzliche Quote.

Ich bin dagegen. Ich brauche keinen Bonus als Frau um eine gute Position zu bekommen. Frauen tut man mit so einem Job als Quotenhäschen keinen Gefallen. Im übrigen dann bitte auch eine Frauenquote bei den Stahlarbeitern.

Ich frage mich, ob Frau Reding nichts anderes zu tun hat als sich mit solchen abstrusen Vorschlägen ihren Job zu sichern.

Man macht keinen besseren Stürmer, indem man die Torpfosten breiter macht.

Schämt Euch!

Um  50 Prozent stiegen zum Jahreswechsel 2010 zu 2011 die Chefgehälter der städtischen Tochter „Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen“ (GSE). Das zeigt der vorgelegte „Beteiligungsbericht 2012“.

Bei der städtischen Tochter namens Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen“ (GSE) soll angemessen verdient werden. Um  50 Prozent!!!  stieg daher zum Jahreswechsel 2010 zu 2011 das Grundgehalt der beiden Geschäftsführer Günter Büsselberg und Heinz Bremenkamp.

Verdienten Büsselberg und Bremenkamp 2010 jeweils noch 99.000 Euro, waren es 2011  150.000 Euro. Und weil auch das nicht reichte, stieg ab 2011  die „erfolgsbezogenen Tantieme“ auf jeweils 20.000 Euro – im Vorjahr betrug sie 17.000 Euro.

Genehmigen muss das bei  bei städtischen Gesellschaften der Aufsichtsrat. Im Fall GSE ist er besetzt mit fünf Ratsmitgliedern und dem Sozialdezernenten Peter Renzel als Vorsitzender. Der hält die Gehaltserhöhung für berechtigt.

Als Büsselberg und Bremenkamp mit dem Wunsch nach höherem Gehalt vorstellig wurden, habe sich der Aufsichtsrat beraten lassen. Ergebnis: „Bei einer Sozialgesellschaft mit rund 1200 Angestellten sind solche Geschäftsführergehälter durchaus branchenüblich“, so Renzel. Man müsse auch sehen, dass die GSE nicht von städtischen Zuschüssen abhängig sei, sondern proftitabel arbeite.

Die Gesellschaft betreibt Seniorenheime, Pflegeeinrichtungen und Behindertenwerkstätten. Die Finanzierung erfolgt somit über das Sozialsystem im weitesten Sinn – Renten, Sozialbeiträge, Zuschüsse aller Art und Zahlungen von Landschaftsverbanden und Wohlfahrtsverbänden sind die Grundlage.

Die im Beteiligungsbericht 2012 ausgewiesene 50-prozentige Erhöhung der Gehälter der GSE-Geschäftsführer fällt in eine Zeit, in der das Finanzgebaren der Stadttöchter zunehmend kritisch hinterfragt wird. So hatte Stadtkämmerer Lars Martin Klieve in seiner Etat-Rede bemerkt, der Spar-Eifer bleibe hinter dem zurück, was man angesichts der Gehälter von Vorständen und Geschäftsführern erwarten dürfe.

Passen in einem solchen Umfeld solche Gehälter in die Landschaft, zumal eine finanziell darbende Stadt Träger der GSE ist? „Diese Frage haben wir uns damals auch gestellt“, räumt Renzel ein – um sie aber letztlich mit Hinweis auf die Branchenüblichkeit zu bejahen. Ob die Entscheidung des Aufsichtsrats einstimmig erfolgte, wollte Renzel nicht sagen.

Da fällt mir doch wirklich die Kinnlade runter.

Wozu zwei Geschäftsführer mit jeweiligen Sekretariaten und Dienstwagen?

Wozu eine fünfzigprozentige Gehaltserhöhung, wenn die Branche es nicht hergibt?

Wenn in den städtischen Altenheimen die Mittagsschicht mit nur zwei Personen besetzt ist, die sich die Hacken abrennen um die Bewohner zu versorgen?

Wieso bekommt ihr den Hals nicht voll? Ist das branchenüblich?

Ihr solltet Euch schämen.

 
 
 
 
via DerWesten, thx!

Hannes vom Auesee

Der Auesee in Wesel. Mein Lieblingssee. Egalinwelcherjahreszeit. Im November haben die Bäume jetzt schon fast alle Blätter ausgezogen.

Die Baumstämme haben holzige Gesichter. Es ist jetzt ruhig und einsam dort. Die Blätter liegen im See, der Strand ist verlassen.  Dicke Enten treiben morgenmüde auf dem Wasser. Nur ein rotjackiger Frisbeespieler, der Würfe trainiert.

Aber da ist Hannes. Hannes  ist ein kleiner schwarzbrauner krummbeiniger Rauhhaardackel, der stolz ein  Riesenstöckchen im Maul trägt. Nebenbei: Wieso haben kleine Hund immer diese Baumstämme im Maul? Hannes hat die Energie eines Flummies und ist mißtrauisch. Eigentlich will er mit mir spielen, aber das Stöckchen hergeben? Nein, er kennt mich ja nicht. Vielleicht könnte ich ja mit seinem Stöckchen, dem einzigen Stöckchen der Welt, seinem Lieblingsstöckchen weglaufen. Aber es ist sooooo langweilig. Sein Herrchen sitzt müde auf der Bank. Was also tun? Ich sehe, wie es in seinem walnußgroßem Gehirn arbeitet. Gut, er lässt das Stöckchen fallen, und setzt sich knurrend daneben. Kleiner Hund, viel Ehre. Ich greife nach dem lehmigen Stock und werfe ihn weit an den Strand. Hannes ist begeistert und wir sind plötzlich Freunde an diesem grauen Novembertag.

Wenn das mal immer so einfach wäre 😉

Saor Patrol – guter Schottenrock

Gut, gut, die schottische Gruppe Saor patrol ist, um es ganz vorsichtig auszudrücken,  ungewöhnlich.

In der Kulturfabrik in Krefeld habe ich sie jetzt zum ersten Mal gesehen und war hinundweg.

Die fünf Kiltträger spielen authentischen schottischen Folkrock mit Dudelsack, Trommeln und E -Gitarre. Die drums geht einem direkt in beide Herzkammern. Genial auch die AC-DC Versionen! Die Kilts sahen aus wie die Röcke meiner alten Biologielehrerin Frau Lang, hinten lang und vorne kurz.

Charlie, Steve, Mark, Marcus und Kevin wirken mit ihren langen Haaren und Bärten zunächst bedrohlich sind es aber nicht. Sie beißen nicht. Nein, sie trinken mit Dir ein Bier nach ihrem schweißtreibendem Auftritt, umarmen dich gaaaanz fest und unterhalten sich mit dir auf schottischem Englisch ( vom dem ich nicht wirklich viel verstanden habe).

Aber Prost ist ja in  jeder Sprache zu verstehen 😉

Malreingehen – Ina Müller

Gut, Ina Müller ist nicht Jedermanns Sache. Aber ich bin ja auch nicht Jedermann. Vielen ist sie zu blond, zu laut, zu sentimental, zu primitiv, zu sabbelig, zu trinkfest, zu wasauchimmer.
Gestern abend in der Grugahalle war sie alles das aber auch mehr als das. Sie war witzig, nachdenklich, Männer-und Frauenfeindlich. Sie singt und redet mit ihrer souligen bröseligen Stimme über dicke Männerbäuche mit kurzen Lunten drunter, verklebte Augen morgens, kleine dicke Frauen, verlorene Träume, Schmerzen beim Aufstehen, entfremdete auseinandergelebte Paare, die einander angucken wie sauere Milch, über ungeduschten Alltag, offene Toilettendeckel, chronifiziertes Wir anstatt Ich und Du, über Lieben und Nichtlieben, über Sehnsucht zum Meer auf Plattdeutsch.
Ina Müller ist mehr als Sabbeln und Saufen. Reingehen. Die Nase in den Wind halten.

Machmallauter – Die Fantastischen Vier – Geboren (MTV Unplugged II.)

Tolles unplugged Konzert in der Balver Höhle mit wahren Texten.

Du wirst geboren – da ist das Licht
Dein erster Tag – versau das nicht
Dein letzter Tag – Du hast’s versaut
und Du wirst geboren und das weißt Du auch

Und Du wirst geboren, was machste draus
pflanzt ’nen Baum, baust’n Haus
ziehst da rein, schaust da raus
atmest ein und atmest aus

Und Du wirst geboren – blaues Blut
Abitur – nicht so gut
dank Deinem Titel aber schick gelebt
dick geworden aber nix bewegt

Tage

Es war Allerheiligen.
Der Tag, an denen man der Toten gedenkt.
Ich brauche keinen Tag dafür.
Gestern auf dem Friedhof in Essen – Überruhr sind wir an unseren drei Gräbern vorbei gegangen. In dem einen Grab liegen meine Großeltern Anna und Heinrich begraben. Heinrich ist am 31.10 gestorben, im Schlaf. So wie es sein sollte und wie es so selten passiert. Er hat Sonntag Abend noch Tatort und die Nachrichten gesehen. Seitdem kann ich Tatort nicht mehr unbefreit gucken. Für seine Frau Anna war es furchtbar morgens aufzuwachen und den Ehemann neben sich tot zu sehen. Sie ist im Nachthemd durch den feuchten Garten zu den Nachbarn gelaufen. Anna ist einige Jahre später am 27.12 gestorben, auch im Schlaf. So wie es sein sollte und so selten passiert.
In zweiten Grab mit dem ägyptischem Kreuz liegt ihr Sohn und mein Onkel Roland begraben. Roland ist mit 39 Jahren im Februar gestorben. An einem Pankreaskopfkarzinom, innerhalb von drei Monaten nach Diagnosestellung. So wie man niemals sterben sollte und es so häufig passiert. Ich sehe ihn noch vor mir, wie ich ihn zum letzten Mal scheinbar gesund und ohne Schmerzen an der Bushaltestelle Klapperstrasse getroffen habe.
In dem dritten Grab liegt meine Oma Josefine. Sie ist am 3. September gestorben nachdem sie sich die Hüfte gebrochen hat. So wie alte Leute häufig sterben. Sie ist auf meiner Abteilung gestorben. In das Zimmer kann ich heute nur schwer gehen. Vor dem Tod hat sie noch halluziniert. Wie es so häufig passiert kurz vor dem Tod.
Ich überlege, welcher mein Tag sein wird. Im Sommer? Im Winter? Im Herbst? Im Frühling?
Dann gucke ich den rothaarigen David an, der neben mir steht, meine Hand hält und denke, dass der Todestag egal ist.
Weil der Lebenstag zählt.