Es war Allerheiligen.
Der Tag, an denen man der Toten gedenkt.
Ich brauche keinen Tag dafür.
Gestern auf dem Friedhof in Essen – Überruhr sind wir an unseren drei Gräbern vorbei gegangen. In dem einen Grab liegen meine Großeltern Anna und Heinrich begraben. Heinrich ist am 31.10 gestorben, im Schlaf. So wie es sein sollte und wie es so selten passiert. Er hat Sonntag Abend noch Tatort und die Nachrichten gesehen. Seitdem kann ich Tatort nicht mehr unbefreit gucken. Für seine Frau Anna war es furchtbar morgens aufzuwachen und den Ehemann neben sich tot zu sehen. Sie ist im Nachthemd durch den feuchten Garten zu den Nachbarn gelaufen. Anna ist einige Jahre später am 27.12 gestorben, auch im Schlaf. So wie es sein sollte und so selten passiert.
In zweiten Grab mit dem ägyptischem Kreuz liegt ihr Sohn und mein Onkel Roland begraben. Roland ist mit 39 Jahren im Februar gestorben. An einem Pankreaskopfkarzinom, innerhalb von drei Monaten nach Diagnosestellung. So wie man niemals sterben sollte und es so häufig passiert. Ich sehe ihn noch vor mir, wie ich ihn zum letzten Mal scheinbar gesund und ohne Schmerzen an der Bushaltestelle Klapperstrasse getroffen habe.
In dem dritten Grab liegt meine Oma Josefine. Sie ist am 3. September gestorben nachdem sie sich die Hüfte gebrochen hat. So wie alte Leute häufig sterben. Sie ist auf meiner Abteilung gestorben. In das Zimmer kann ich heute nur schwer gehen. Vor dem Tod hat sie noch halluziniert. Wie es so häufig passiert kurz vor dem Tod.
Ich überlege, welcher mein Tag sein wird. Im Sommer? Im Winter? Im Herbst? Im Frühling?
Dann gucke ich den rothaarigen David an, der neben mir steht, meine Hand hält und denke, dass der Todestag egal ist.
Weil der Lebenstag zählt.
May they all rest in peace.