Einraumwohnung

Mitmenschen  am Pool.

Ehepaar, Mittelalter. Sie kurze graue Haare (vegane Politikwiss.  oder noch schlimmer Museumspäd.), er unauffälliger  unterdrückter Mitläufer. Beide eine Tonne graue Hotelhandtücher im Arm. (Wir sind schon von der SPA Anmeldung aufgefressen worden, als wir nur zwei haben wollten, wie machen die das bloß???) Nach einer halben Stunde Sichtung hat das Paar auch schon zwei standesgerechte Liegestühle am fast menschenleeren Pool gefunden.

Auf den Holzliegen sind bunte Auflagen. Der Museumspädagogin sind die Liegen natürlich zu hart. Sie hat Rücken. Sie besorgt sich von der Nebenliege eine zweite Auflage. Nun ruht sie meterhoch über dem Boden. Eine andere Liege wird zur Ablagefläche von Taschen, Täschchen,Schlappen, Wasserflaschen, Büchern umfunktioniert. Eine vierte um die aus dem Restaurant geklauten Zeitungen zu deponieren. Die Tonne Handtücher wird malerisch um eine Haltestange  gewunden. Die Einrichtung der nun zeltgleichen Einraumwohnung hat glatte zwanzig Minuten gedauert. Ich kriege vom Hinsehen drückende Kopfschmerzen. Versuche ins Grüne zu gucken. Dann höre ich ein hartes metallisches Schnipp Schnapp. Hört sich an wie Baumarbeiten. Seltsam, ich sehe nichts draußen. Das Geräusch bleibt hartnäckig.  Auflösung: Die vegane Einrichterin schneidet sich ihre Fußnägel. Einer fällt auf den Boden.Den Rest erspare ich Euch lieber.

Urlaub. Demnächst lieber in Ostgrönland oder Patagonien.

Woche 39

Gesehen: Akte X,  Staffel 1 bis 7. Mein Gott, Dana Scully hatte damals Riesenschulterpolster. Unglaublich.

Gelesen: Ja, ganz viel.

Gearbeitet: Nö. Urlaub.

Gesäubert: Meine Terrasse,  na ja, ein bißchen. Ist aber schon wieder Löwenzahn in den Ritzen.

Gedacht: Wozu braucht man in einem Hotelzimmer eine Riesenbadewanne direkt neben dem Bett??? Ich finde Baden im Hotel auch irgendwie eklig.

Geschlafen: Hinter einem  Strandkorb im Sand. Gar nicht mal so unbequem.

Geturnt: Kettlebells geschwungen.Einmal. Na ja.

Genervt: War nicht viel. Der schildkrötengleiche „flotte“ Strandkorbvermieter, *gnarrrr*

Geschnitten: Einen Mercedes Fahrer. Sorry 🙂

Getrunken: Den Billig Baileys von Penny. Leckerlecker!

Gewesen:  „Zum Schlüssel“ in Düsseldorf, die sind echt unfreundlich.

Gewundert: Wieso zieht man zu einem Bikini eine Wollmütze auf?

Gelernt: Lieber telefonieren als mailen.

Gesehen: „Hercules“ Ich habe die dicken Venen über dem Biceps von Dwayne Johnson bewundert.

 

Mach Platz!

Es kann doch nicht so schwer sein, im Restaurant einen Sitzplatz zu finden, ohne daraus eine mehrstündige Kabinettsitzung zu machen.

Eine  angegraute  Dame Typ Sozialpädagogin mit langjähriger Yoga Erfahrung betritt die Bühne das Strandrestaurant.  Sie holt sich ein stilles Evian Wasser. War ja irgendwie klar. So weit so gut.

Dann folgt ein Drama in drei Akten und neun Vorhängen. Der richtige Tisch will ausgewählt werden. Zunächst sitzt sie vor uns. Nein, dort ist es zu schattig.

Dann sitzt sie neben uns. Das ist zu sonnig. Sie wechselt auf einen anderen Stuhl. Da kann sie nicht aufs Meer gucken. Weiter geht´s auf den nächsten Stuhl. Dort ist es zu windig. Sie verschiebt den Tisch einen Meter weiter. Mitten in den Laufweg der anderen. Ein älterer Herr, der vorsichtig sein Tablett durch den wirren Stuhlkreis balanciert, fällt fast in seinen Pannfisch mit Kartoffelsalat rein.

Die einzige Antwort auf die Frage: „Wo soll ich sitzen?“  lautet:  „Auf deinem Hintern!“

 

Allzeit bereit

Liebe Patienten,

herzlichen Dank, dass Sie unseren Notfallkundendienst  in Anspruch nehmen.  Wir möchten Sie bitten,  folgendes zu beachten:

– Bitte gucken Sie nicht so erstaunt, wenn wir Sie mit in die Klinik nehmen möchten. Selbstverständlich bemühen wir uns Diagnostik, Therapie und Rehabilitationsmaßnahmen eines schweren Herzinfarktes innerhalb von fünf Minuten  in ihrem Wohnzimmer/Küche/Schlafzimmer/Toilette durchzuführen (Privatpatienten: vier Minuten). Leider gelingt es uns nicht immer. Sie müssen uns diese Nachlässigkeit nachsehen. Das portable CT und der Kitteltaschen-OP wird uns erst Anfang nächsten Jahres zur Verfügung stehen. Wir bitten um ihr Verständnis.

– Natürlich nehmen wir auch ihren Hund mit. Er  kann vorne im Wagen mitfahren. Auch der pflegebedürftige Ehepartner, der ohne sie nicht zurecht kommt,  kann als Begleitperson gerne im Krankenhaus untergebracht werden. Die Krankenkasse wird den Aufenthalt sicherlich zahlen. Seien Sie da vollkommen unbesorgt.

– Sie dürfen natürlich jederzeit das Rettungspersonal beschimpfen.  Auch dürfen Sie uns mit Silvesterraketen beschießen. Jegliche Regeln von gutem Benehmen gelten nicht,  wenn Sie sich in der Gegenwart von Menschen in rot-weißer reflektierender Kleidung befinden.

– Bitte entschuldigen Sie unser unfreundliches Gesicht,  wenn wir nachts um drei Ihre seit sechs Wochen bestehenden Brustschmerzen untersuchen sollen. Das ist wirklich völlig kundenunfreundlich. Sie zahlen so viel für ihre Krankenversicherung, da ist es doch das mindeste, dass wir Sie unverzüglich lächelnd in die Klinik fahren. Noch fünf Stunden auf das Öffnen der Praxis ihres Hausarztes zu warten, ist unzumutbar.

– Sollten Sie privat versichert sein, so sagen Sie dies bitte schon beim Anruf bei der Leitstelle. Dann kommen wir mit dem goldenen Rettungswagen und der Sänfte.

Herzlichen Dank für Ihr Verständnis!

Ihr Rettungsteam „Allzeit bereit“

Meine Liebe

Am Wochenende auf Station 6 a.

Schwester Mia:“ Gut, dass Sie da sind. Sie müssen ja sowieso auf Zimmer fünf. Da sind die Töchter von Herrn K. Und wollen unbedingtsofortundjetzt mit einem Arzt sprechen. Nicht, dass sie das nicht jeden Tag machen würden!“

Aaaargh. Töchter in Mehrzahl am Wochenende, schon mal ganz schlecht. Töchter von Privatpatienten am Wochenende:  Mediziners Albtraum. Töchter von Privatpatienten, die Lehrerinnen sind:  am Wochenende Mediziners Polytrauma.

Ich gehe ins Zimmer.

Herr K. ist 95 Jahre alt, Nierenversagen, zu Hause gestürzt, Infekt.

Er ist in einen Bademantel eingewickelt, sitzt am Tisch und guckt trübe in seine Kaffeetasse.

Tochter eins: Mittelaltrig, logorrhoisch (und das ist noch nett ausgedrückt). Beginnt sofort hysterisch zu heulen   herzergreifend zu weinen.

„Wie lange hat er noch?? Er war doch immer so gut zurecht. Er konnte Englisch sprechen.“

„Meine Liebe (das sage ich immer, wenn ich in Gefahr gerate, sehr wütend zu werden),  ihr Vater ist nicht komatös. Er ist nicht tot. Er sitzt am Tisch, er kann uns höööööören!!

„Wie ist der Keatin Wert? „

„Es heißt Kreatinin, meine Liebe (Lehrer wollen erzogen werden, können sie haben). Und der ist besser geworden.“

Und so weiter und so weiter. Endlose Schleifen. Ich versuche, sie zu beruhigen, erkläre jeden einzelnen Wert, äußere Verständnis, höre zu, es nützt nichts. Der blasse englische Vater verdreht die Augen. Und zwar nicht wegen Kreislauf.

Ich gucke auf den Tisch. Aus der  Rheinischen Post ist ein Artikel ausgeschnitten. Die Tochter bemerkt meinen Blick: „Es ging um Beamtenpension.  Man muß ja wissen, wie man im Alter versorgt wird. Falls das Erbe nicht ausreicht.“

Mir bleibt die Spucke weg.

Er kann uns hören meine Liebe.

 

 

 

 

 

Vier Ringe – Audi vs. Porsche

Ich auf der A3 Richtung Emmerich in meinem Audi S4 B5 genannt „EywassndasfürnKombi“. Echt jetzt.

Das Maß aller Dinge ist halt die Kraft der vier Ringe.  Alleine für den Dialekt sollte der Porsche Fahrer mit seiner Bremsschürze 3 Punkte in Flensburg kriegen. Und für die wackelige Filmerei mit einem Nokia Phone ebenfalls. Gut, dass mir Marken vollkommen egal sind.