Kioske sind überlebenswichtig, jedenfalls hier im Ruhrgebiet. Jedenfalls früher. Lakritzschnecken, Brausepulver, Eßpapier, Capri Sonne, Bild Zeitung, Wieisset, Wasmachsdu? Es umgibt sie ein Hauch und Geruch von Sozialromantik. Meint man. Heute umgibt sie häufig nur ein Geruch von sieben Tage nicht gewaschen und 3,2 Promille morgens um acht Uhr. Mühsam bahne ich mir den Weg durch einen Pulk eher nicht so vertrauenswürdiger Männer in verschwitzen gelben Unterhemden um Kaugummi zu kaufen. Um letzten Endes 20 Minuten hinter einer Frau zu warten, die im Bremsstreifen Jogger mit ungekämmten Nesthaaren ihren Einkauf dort erledigt zum stolzen Preis von 45 Euro.
Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich an einem Kiosk in Kray Leithe vorbei. Staune, wie voll es da schon um sieben Uhr ist. Horden von Handwerkern versperren mit ihren Scheiß Sprintern die Kreuzung, Ein-und Ausfahrten um Brötchen und Kaffee zu tanken. Häufig sind auch um die Uhrzeit die schon angegrauten Plastikstapelstühle besetzt. Kanne Bier auf dem Tisch. Ich gucke dann immer biestig aus dem Auto und überlege, wieso ich arbeiten gehe. Wahrscheinlich um nicht auf dem Stapelstuhl zu enden.
Es gibt eine einfache Regel. Kioske mit Stühlen meide ich, die ohne sind in Ordnung. Mein Lieblingskiosk ist der auf der Krayer Strasse am Südbad. Mit seinem bärtigen lebenserfahrenem Besitzer, der ein T-Shirt trägt mit dem Aufdruck: Kiosk ist Kult. Und tollen Kaffee kocht. Und leckere Brötchen Sonntags verkauft. Und mir das alte Kioskgefühl zurückgibt.
Ich sage so unheimlich gerne „Trinkhalle“ dazu, besonders dann , wenn ich mich jenseits des Pottes befinde…
Bude 🙂
Jep, oder Büdchen. Das sagen aber nur die Menschen, die südlich von Duisburg leben und meinen sie wären auch noch Ruhrgebiet.
Den Begriff „Bude“ mussten wir Sonntag einem Iren erklären. Der Abend wurde richtig lustig.
Bude = kleiner Aldi, oder so ähnlich.