Bald ist der Chef weg. Nur noch wenige Tage, dann geht er in Rente.
Keine ultralangen Frühbesprechungen am Montag mehr mit ihm.
Kein langes Quatschen am Freitagmittag über unsere Wochenendpläne. Er ins Museum nach Essen, ich ins Kino nach Mülheim oder umgekehrt. „In welchen Film? In welche Ausstellung? Wo kann man gut essen gehen in Essen, Frau Doktor? Chef, ich habe Dir doch mal einen langen Zettel mit Tips geschrieben. Hmmm, den finde ich jetzt nicht, Frau Doktor. Och Chef…“
Kein freundliches „Guten Morgen Frau Doktor!“, dass er mir jeden Morgen durch die offene Verbindungstür ruft.
Kein „ Verdammt noch mal, wo ist mein Password?!“ Unter der Tastatur auf dem kleinen Schmierzettel, Chef!
Nie wieder seine Zahnlücke sehen, wenn er lacht.
Nie wieder seine langsamen, etwas schleppenden Schritte auf dem Krankenhausflur hören.
Keine Dienstpläne a´la Chef „Die ersten drei Wochen im Februar/März/April/Mai bin ich weg, aber dafür mache ich Weihnachten und den 18. Juni.“… mehr mit ihm machen.
Nie wieder den Satz hören: „Der Irrsinn tanzt“ , wenn er sich über Politik oder Angehörige oder beides aufregt.
Nie wieder den Satz von ihm hören, wenn ich mich über Politik oder Angehörige oder beides aufrege: „Ach Frau Doktor, es fließt so viel Wasser den Rhein runter“ . Ja, Chef, ich weiß. Trotzdem.
Nie wieder mit ihm in der Cafeteria essen und fassungslos staunen, wenn er den Pfefferstreuer aufschraubt und den Pfeffer schichtenweise! über sein Essen streut. Ohne vorher zu probieren.
Nie wieder seine Butterbrottüte mit Rosinenstuten und Leberwurst drauf auf seinem Schreibtisch liegen sehen.
Ich hoffe, er lässt mir das Bild mit dem Kühlschrank am holländischen Strand da, das an seiner Wand hängt.
Und ja, ich werde auf seiner Verabschiedung heulen. Ichkennmich.