Erdbeertee

Flashback meiner 80er.

Neon, Punk, Schulbus, Haltestellen Annental, Kantorie, Langenberger Strasse,wenn man Pech hatte, ist man aus dem Bus wegen der blöden Überruhrer Schüler nicht rausgekommen und musste bis Burgaltendorf durchfahren. Grundkurse, Oberstufenraum, in dem es nach Hasch roch, langweilige Deutschlehrer im Stadtwald Gymnasium, Sportlehrer mit Dauerwelle, Kappa Sporthosen, endlose Mathestunden,  Adidasoderpuma?, Clearasil, Poly Kur Haarkur (die grüne), my Melody und Erdbeertee (ihh), Vanilla Jeans (haben mir nie gepasst), US Verkauf,  Netzshirts, Jeans Jacken, Elha Jacken, rotgefärbte Haare, Cowboy boots (wildoderglattleder, wichtige Entscheidung, aus den Stiefeln bin ich nur mit massiver personeller Hilfe wieder rausgekommen), Chucks, Espandrillas, die in Flammen standen, wenn man eine Zigarette damit ausgetreten hat, Tonnen von Haarspray (eine Flasche pro Woche), DallasoderDenver (keins von beiden) , Mofaführerschein (habe ich wirklich), IBM, Nixdorf, Basic, Neue deutsche Welle, Ameland, England, Birchington on sea, Mrs. Weller, die immer Horror Filme guckte bei offener Haustür, Depeche mode, Tischtennis, Turnfesthalle in Essen,  Bezirkstraining und Ska!

Danke Madness für mein 80er Jahre Lebensgefühl. Habe ich gleich Erdbeerteegeruch  in der Nase. 😉

Arzturlaub

ist speziell, weil

–  ich auf die Unterarme des Kellners gucke und überlege, welche Venen am besten für einen grünen Zugang geeignet sind.

– ich einen  Mann im Schwimmbad mit mindestens Körbchengröße C sehe und sofort denke: Er säuft zu viel oder hatte ein Prostata Karzinom. Oder beides.

– ich im Urlaub Kaffeentzugskopfschmerzen bekomme, wenn ich nicht mehr auf meine täglichen zwei Liter komme.

– ich mich im Restaurant weit weit weg von krank aussehenden Menschen setze.  Aus Angst sie reanimieren zu müssen, wenn sie plötzlich mit dem Gesicht in die Kartoffelsuppe oder Tomatenessenz  fallen.

– ich krumme Wirbelsäulen im Schwimmbad sehe und es mir in den Fingern juckt, Calzium Vitamin D zu geben.

–   ich schlanke Wirbelsäulen im Schwimmbad sehe und überlege, wo ich dort am besten lumbal punktieren könnte.

-ich eine einarmige Frau sehe, Trauma? Tumor?

Ein Mann hat mir mir einmal beim ersten date gesagt: „Ärztinnen sind speziell (ich denke, er meinte schrecklich), weil sie immer, aber auch immer alles analysieren.“  „Verstehe ich nicht“ habe ich gesagt und auf seine Hände geguckt, wo ein großer Pickel war. Nur eine seborrhoische Keratose? Oder doch ein Spinaliom?

Unsichtbar

Ab einem bestimmten Alter, sagen wir mal 40 Jahre, wird man als Frau für die Welt unsichtbar. Glaubtesmir.

Wir sitzen in einer Bar in einem Hotel. Um uns herum viele geschwätzige Stammgäste mit kölschem Dialekt im besten Renteralter. Happy hour.

Als wir die Bar betreten haben, waren wir die zweiten.  Der Barkeeper bediente zuerst die Familie, die vor uns da war. Danach wurde der kölsche Klüngel bedient, der nach uns kam.

Wir winken, wir rufen, es nützt nichts. Der Barkeeper und die Kellnerin sehen uns nicht. Wir sind unsichtbar.Ich überlege, mit Erdnüssen zu werfen, Rettungsraketen abzuschießen.  Es hilft nichts.

Ich gehe zur Theke. Vor mir steht der Barkeeper, die Kellnerin und ein Kellner. Keiner reagiert.

Ich sage laut: „Bin ich eigentlich unsichtbar?“

Endlich rucken die Köpfe nach oben. Höflich wird mir versichert, ich sei es nicht. Ich bin mir da nicht so sicher.

Am nächsten Tag:

Ich stehe an der Spa Anmeldung. Vor mir eine dreiköpfige Truppe, die langatmig überlegt, was sie jetzt nun buchen soll. Allegro oder Scherzo? Oder doch Tuina?

Aus den Augenwinkel sehe ich schon, wie eine schmerbäuchige  Kundin im gelben Flauschbademantel mit einem Zettel in der Hand zielstrebig die Anmeldung ansteuert.

Endlich ist die Truppe fertig.

Die Hand des gelben Bademantel schießt sofort mit dem Zettel nach vorne. So schnell kann ich gar nicht gucken.

Die Dame an der Anmeldung guckt mich nur hilflos an. Ich spüre wie mir die Magensäure zu den Ohren rausläuft. Am Nacken entlang rinnt.

Laut und höflich sage ich: „Schön, dass ich vor Ihnen dran bin.“

Der gelbe Bademantel giftet sofort zurück: „Dat ist ja wie bei Aldi hier.“

Ich erinnere sie ruhig und gelassen daran, dass sie nicht alleine auf der Welt ist, es sich nicht alles um sie dreht. Und ja, es ist wie bei Aldi hier.

Der gelbe Bademantel zischt noch ein paar unfeine Worte, gibt sich aber dann geschlagen.

Und weiter geht es!

Auch beim Abendessen scheinen wir einen Tarnumhang zu tragen.

Ich stehe vor dem Fisch. Es gibt Red Snapper und sonst noch einen Fisch. Der Fisch wird für jeden separat gebraten.

Nach mir kommt ein Paar. Beide ausgedörrte humorlose Sportler (ja, ich liebe meine Vorurteile).

Das Braten dauert ein paar Minuten. Ich bleibe solange vor dem Koch stehen. Das Paar möchte nicht warten und dreht noch eine Runde durchs Büffet.

Endlich ist der Fisch fertig.

Der Koch guckt hoch, sein Blick irrt suchend durch die Gegend, an mir vorbei.  Ich stehe direkt vor ihm. Er winkt dem Paar zu.  Der Fisch ist fertig! Dasglaubichdochjetztnicht! Ich kneife mich fest in den Arm, das spüre ich. Ich fühle, also bin ich. Scheine doch zu existieren. Irgendwie.

Wahrscheinlich bin ich in einem Paralleluniversum. Ü 40. Gefangen. Bis in alle Zeiten. 😉