Woche 50

Gesehen: Ich habe einen neuen Fernseher, Samsung curve, Frustkauf. Jawoll. Und gucke mich knubbelig. Er hat einen Fußballmodus. Wenn ich den einschalte, ist der Rasen viel grüner und das Fangeschreie viel lauter. Das wird eine Liebe auf Lebenszeit.

Gelesen: Ja, Mühlenschweigen, war ganz okay.

Gearbeitet: Ja. Muss ja Geld verdienen. Für den Samsung und so.

Gesäubert: Die Sprüharme von meiner Geschirrspülmaschine.

Gedacht: Ein Fernseher kann nicht groß genug sein.

Geschlafen: Ja, war okay.

Geturnt: Auf dem Sportplatz im Kreis gelaufen und fast in einer Pfütze ertrunken.

Genervt: Jaaaaa!! Alles doof auf Arbeit (so sagt man hier im Ruhrgebiet, auf Arbeit)

Getrunken: Rumtopf von meiner Mama. Herrlich. Flüssiges Seelenpflaster.

Gewesen: O´reillys in Düsseldorf. Netter Kellner aus Australien, mit einem Piercing in der Nase, das ich fast für was Unhygienisches gehalten habe. Wollte ihm schon ein Tempo geben.

Gewundert: Überall wo ich wohne, gibt es Baustellen.

Gelernt: Nichts ist für die Ewigkeit.

 

 

Unterschreibtmal- Krieg in Europa?

In der Zeit haben  60 Persönlichkeiten einen Aufruf an die Medien gerichtet, über den Ukraine Russlandkonflikt seriös und unparteiisch zu berichten. Gleichzeitig wird an die Bundesregierung appelliert die Verantwortung für den Frieden in Europa zu übernehmen.
Unterzeichnet haben auch viele CDU und SPD Politiker unterzeichnet, die nicht als Putin-Versteher abqualifiziert werden können:

Roman Herzog, Dr. Manfred Stolpe, Eberhard Diepgen, Dr. Klaus von Dohnanyi, Prof. Dr. Gabriele Krone-Schmalz, Dr. Hans-Jochen Vogel…

„Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!“

Roman Herzog, Antje Vollmer, Wim Wenders, und viele weitere fordern in einem Appell zum Dialog mit Russland auf. ZEIT ONLINE dokumentiert den Aufruf.

Mehr als 60 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien warnen in einem Aufruf eindringlich vor einem Krieg mit Russland und fordern eine neue Entspannungspolitik für Europa. Ihren Appell richten sie an die Bundesregierung, die Bundestagsabgeordneten und die Medien.

Initiiert wurde der Aufruf vom früheren Kanzlerberater Horst Teltschik (CDU), dem ehemaligen Verteidigungsstaatssekretär Walther Stützle (SPD) und der früheren Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne). „Uns geht es um ein politisches Signal, dass die berechtigte Kritik an der russischen Ukraine-Politik nicht dazu führt, dass die Fortschritte, die wir in den vergangenen 25 Jahren in den Beziehungen mit Russland erreicht haben, aufgekündigt werden“, sagt Teltschik zur Motivation für den Appell.

Unterzeichnet haben den Text unter anderem die ehemaligen Regierungschefs von Hamburg, Berlin und Brandenburg, Klaus von Dohnanyi, Eberhard Diepgen und Manfred Stolpe, der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel, Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Alt-Bundespräsident Roman Herzog und der Schauspieler Mario Adorf.

Der Aufruf im Wortlaut:

kann hier nachgelesen werden:

http://www.zeit.de/politik/2014-12/aufruf-russland-dialog

Ein weiterer Artikel ist hier zu finden

http://www.heise.de/tp/artikel/43/43533/1.html

Natürlich von Ano. Danke schön!

Names and adresses

the-earth-isnt-dyingStimmt. Es ist keiner passiver Vorgang. Sondern: Aktive Brutalität. Und nicht nur gegen Vierbeiner. Immer und manchmal denke ich, als Bürger hat man zu zahlen, zu arbeiten und den Mund zu halten. Und uns den Gängelungen der politischen Machtpolitikerlobbyisten zu unterwerfen.  Aber wir nicken alles ab. Brav sein. Obwohl wir Namen und Adressen von allen Verantwortlichen haben.

Memo: Demnächst kette ich mich aktiv an den Bundestag (oder wenigstens ans Essener Rathaus) an. Echt jetzt.

Bild geklaut bei Todamax. Danke schön!

Einraumwohnung

Mitmenschen  am Pool.

Ehepaar, Mittelalter. Sie kurze graue Haare (vegane Politikwiss.  oder noch schlimmer Museumspäd.), er unauffälliger  unterdrückter Mitläufer. Beide eine Tonne graue Hotelhandtücher im Arm. (Wir sind schon von der SPA Anmeldung aufgefressen worden, als wir nur zwei haben wollten, wie machen die das bloß???) Nach einer halben Stunde Sichtung hat das Paar auch schon zwei standesgerechte Liegestühle am fast menschenleeren Pool gefunden.

Auf den Holzliegen sind bunte Auflagen. Der Museumspädagogin sind die Liegen natürlich zu hart. Sie hat Rücken. Sie besorgt sich von der Nebenliege eine zweite Auflage. Nun ruht sie meterhoch über dem Boden. Eine andere Liege wird zur Ablagefläche von Taschen, Täschchen,Schlappen, Wasserflaschen, Büchern umfunktioniert. Eine vierte um die aus dem Restaurant geklauten Zeitungen zu deponieren. Die Tonne Handtücher wird malerisch um eine Haltestange  gewunden. Die Einrichtung der nun zeltgleichen Einraumwohnung hat glatte zwanzig Minuten gedauert. Ich kriege vom Hinsehen drückende Kopfschmerzen. Versuche ins Grüne zu gucken. Dann höre ich ein hartes metallisches Schnipp Schnapp. Hört sich an wie Baumarbeiten. Seltsam, ich sehe nichts draußen. Das Geräusch bleibt hartnäckig.  Auflösung: Die vegane Einrichterin schneidet sich ihre Fußnägel. Einer fällt auf den Boden.Den Rest erspare ich Euch lieber.

Urlaub. Demnächst lieber in Ostgrönland oder Patagonien.

Mach Platz!

Es kann doch nicht so schwer sein, im Restaurant einen Sitzplatz zu finden, ohne daraus eine mehrstündige Kabinettsitzung zu machen.

Eine  angegraute  Dame Typ Sozialpädagogin mit langjähriger Yoga Erfahrung betritt die Bühne das Strandrestaurant.  Sie holt sich ein stilles Evian Wasser. War ja irgendwie klar. So weit so gut.

Dann folgt ein Drama in drei Akten und neun Vorhängen. Der richtige Tisch will ausgewählt werden. Zunächst sitzt sie vor uns. Nein, dort ist es zu schattig.

Dann sitzt sie neben uns. Das ist zu sonnig. Sie wechselt auf einen anderen Stuhl. Da kann sie nicht aufs Meer gucken. Weiter geht´s auf den nächsten Stuhl. Dort ist es zu windig. Sie verschiebt den Tisch einen Meter weiter. Mitten in den Laufweg der anderen. Ein älterer Herr, der vorsichtig sein Tablett durch den wirren Stuhlkreis balanciert, fällt fast in seinen Pannfisch mit Kartoffelsalat rein.

Die einzige Antwort auf die Frage: „Wo soll ich sitzen?“  lautet:  „Auf deinem Hintern!“

 

Allzeit bereit

Liebe Patienten,

herzlichen Dank, dass Sie unseren Notfallkundendienst  in Anspruch nehmen.  Wir möchten Sie bitten,  folgendes zu beachten:

– Bitte gucken Sie nicht so erstaunt, wenn wir Sie mit in die Klinik nehmen möchten. Selbstverständlich bemühen wir uns Diagnostik, Therapie und Rehabilitationsmaßnahmen eines schweren Herzinfarktes innerhalb von fünf Minuten  in ihrem Wohnzimmer/Küche/Schlafzimmer/Toilette durchzuführen (Privatpatienten: vier Minuten). Leider gelingt es uns nicht immer. Sie müssen uns diese Nachlässigkeit nachsehen. Das portable CT und der Kitteltaschen-OP wird uns erst Anfang nächsten Jahres zur Verfügung stehen. Wir bitten um ihr Verständnis.

– Natürlich nehmen wir auch ihren Hund mit. Er  kann vorne im Wagen mitfahren. Auch der pflegebedürftige Ehepartner, der ohne sie nicht zurecht kommt,  kann als Begleitperson gerne im Krankenhaus untergebracht werden. Die Krankenkasse wird den Aufenthalt sicherlich zahlen. Seien Sie da vollkommen unbesorgt.

– Sie dürfen natürlich jederzeit das Rettungspersonal beschimpfen.  Auch dürfen Sie uns mit Silvesterraketen beschießen. Jegliche Regeln von gutem Benehmen gelten nicht,  wenn Sie sich in der Gegenwart von Menschen in rot-weißer reflektierender Kleidung befinden.

– Bitte entschuldigen Sie unser unfreundliches Gesicht,  wenn wir nachts um drei Ihre seit sechs Wochen bestehenden Brustschmerzen untersuchen sollen. Das ist wirklich völlig kundenunfreundlich. Sie zahlen so viel für ihre Krankenversicherung, da ist es doch das mindeste, dass wir Sie unverzüglich lächelnd in die Klinik fahren. Noch fünf Stunden auf das Öffnen der Praxis ihres Hausarztes zu warten, ist unzumutbar.

– Sollten Sie privat versichert sein, so sagen Sie dies bitte schon beim Anruf bei der Leitstelle. Dann kommen wir mit dem goldenen Rettungswagen und der Sänfte.

Herzlichen Dank für Ihr Verständnis!

Ihr Rettungsteam „Allzeit bereit“

Meine Liebe

Am Wochenende auf Station 6 a.

Schwester Mia:“ Gut, dass Sie da sind. Sie müssen ja sowieso auf Zimmer fünf. Da sind die Töchter von Herrn K. Und wollen unbedingtsofortundjetzt mit einem Arzt sprechen. Nicht, dass sie das nicht jeden Tag machen würden!“

Aaaargh. Töchter in Mehrzahl am Wochenende, schon mal ganz schlecht. Töchter von Privatpatienten am Wochenende:  Mediziners Albtraum. Töchter von Privatpatienten, die Lehrerinnen sind:  am Wochenende Mediziners Polytrauma.

Ich gehe ins Zimmer.

Herr K. ist 95 Jahre alt, Nierenversagen, zu Hause gestürzt, Infekt.

Er ist in einen Bademantel eingewickelt, sitzt am Tisch und guckt trübe in seine Kaffeetasse.

Tochter eins: Mittelaltrig, logorrhoisch (und das ist noch nett ausgedrückt). Beginnt sofort hysterisch zu heulen   herzergreifend zu weinen.

„Wie lange hat er noch?? Er war doch immer so gut zurecht. Er konnte Englisch sprechen.“

„Meine Liebe (das sage ich immer, wenn ich in Gefahr gerate, sehr wütend zu werden),  ihr Vater ist nicht komatös. Er ist nicht tot. Er sitzt am Tisch, er kann uns höööööören!!

„Wie ist der Keatin Wert? „

„Es heißt Kreatinin, meine Liebe (Lehrer wollen erzogen werden, können sie haben). Und der ist besser geworden.“

Und so weiter und so weiter. Endlose Schleifen. Ich versuche, sie zu beruhigen, erkläre jeden einzelnen Wert, äußere Verständnis, höre zu, es nützt nichts. Der blasse englische Vater verdreht die Augen. Und zwar nicht wegen Kreislauf.

Ich gucke auf den Tisch. Aus der  Rheinischen Post ist ein Artikel ausgeschnitten. Die Tochter bemerkt meinen Blick: „Es ging um Beamtenpension.  Man muß ja wissen, wie man im Alter versorgt wird. Falls das Erbe nicht ausreicht.“

Mir bleibt die Spucke weg.

Er kann uns hören meine Liebe.

 

 

 

 

 

Regenbogenbrücke

Ich las heute, dass ein 26 jähriges Pferd namens Little boy „unerwartet über die Regenbogenbrücke“ gegangen ist.

Nach zehn Minuten hyperventilierte ich nicht mehr. Tiere sterben oder verenden, Menschen sterben. Sie gehen nicht über die Regenbogenbrücke! Und nein, es wird nicht Peter Pan auf rosa Wolken auf der anderen Seite im Niemannsland  auf Euch oder Little boy warten.

Und solange Tiere besser als Menschen behandelt werden, solange jeder ach so niedliche Jack Russell Terrier mehr Aufmerksamkeit bekommt als die Oma nebenan, solange Neugeborene in Blumenkästen verscharrt oder in die graue Tonne  geworfen werden, werden Tiere nicht über die gottverdammte Regenbogenbrücke gehen.

1000

Ein sehr netter urologischer Kollege (Urologen sind immer nett, denen ist nichts Menschliches fremd, Glühbirne in der Harnröhre, Cola Flasche im Po, auf den Staubsauger gefallen usw.): „Ich höre auf. Ich will nicht mehr. Muß was anderes machen.“

Ich (ungläubig, er ist einer von den Netten, lacht viel, nie gedacht, dass er aufhört):„Wieso?“

Uros: „ Ich habe nachgerechnet. Ich habe in zwanzig Jahren 1000 Menschen sterben sehen.“

Ich (rechne ebenfalls nach, komme auf über 2000 Menschen): „Was willst du machen?“

„Ich gehe in die Pfalz, in eine Winzerei.“

Ich: “ Schade“ (was anderes fällt mir nicht ein, hoffentlich kommt er wieder, wieso gehen immer die Netten und nie Arschlöcher?).

Ich überlege.  Leben ist endlich. Tote sehen einfach nur tot aus. Die Augen sind dann wie eine Milchglasscheibe. Frau B. auf Zimmer 5 ist mir nahe gegangen.Sie quälte sich vier Wochen und hatte blaue aufgedunsene Beine, die langsam abstarben. Wenn ich die Totenbriefe an den Hausarzt Korrektur lese geboren am 1.1.1923, gestorben am 17.8.2014″  überlege ich, wer meinen Brief mal schreiben wird.

Hey Uros, ich liebe Wein. Nimm mich mit. Obwohl der Pfälzer Dialekt abschreckend ist. Echt jetzt.