Zwei Uhr vierzig

Heute in der Übergabe. Ein übermüdeter rotäugiger Assistenzarzt berichtet von den nächtlichen Aufnahmen.  Drei  DIN-A4 Seiten vollgeschrieben, 18 Aufnahmen.

Um zwei Uhr vierzig: 85 jährige marcumarisierte Patientin, lebt alleine zu Hause. Hat sich vor 10 Tagen am Unterschenkel gestossen. Seitdem ein Hämatom (sprich ein simpler blauer Fleck) dort. Hat Quarkwickel  gemacht. Das Hämatom ist noch nicht wegegangen. Hat sich gestern Abend Sorgen gemacht und mit einer Nachbarin gesprochen. Diese blöde fürsorgliche Kuh Dame hat empfohlen sofort zum Krankenhaus zu fahren. Aber der blaue Fleck mußte noch Sachen packen. Nachdem sie den Inhalt eines Kleiderschrankes in zwei Taschen verstaut und die Katze versorgt hatte, rief sie den  RTW.  Ankunft im Krankenhaus 2 Uhr vierzig. Nachts.

Eine eiserne Regel für diensthabende Ärzte lautet: Falls jemand mit gepackten Taschen kommt, aufnehmen! Wehr Dich nicht. Du kriegst sie nicht los. Und wenn es Dir mühsam gelungen ist,  dann kommen sie wieder.

Falls Du Pech hast,  mit Rechtsanwalt, wutschnaubenden Angehörigen und Bild Zeitung im Schlepptau.

Falls Du Glück hast, alleine um 2 Uhr vierzig.

4 Kommentare zu „Zwei Uhr vierzig“

  1. Gepackte Taschen heißt „darf im Krankenhaus bleiben“? Das wusste ich nicht. So etwas darfst du aber nicht öffentlich schreiben. Ich sehe schon Ströme gelangweilter Senioren mit Taschen auf eure Klinik zugehen. 😉

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