Wünsche frohe Ostern

gehabt zu haben (gruselige Satzstellung, ich weiß).  Ostern im Krankenhaus zu arbeiten ist fast schlimmer als Weihnachten.

Irgendwo scheint Karfreitag ein Rudel Senioren einen Bus gechartert zu haben. Ab ging es dann ins Krankenhaus.

Umsonst Essen und täglich werden die Betten gemacht. Hat man ja zu Hause nicht.

In Zimmer 10: Frau W. , 90 Jahre, sehr biestig.

Ich: „Guten Morgen Frau W. , wie geht es Ihnen?“

Frau W. mit schriller Stimme: „Was geht Sie das an? Lasst mich doch in Ruhe.“

Ich (habe schon den Kaffee auf, obwohl ich noch keinen getrunken habe):  „Danke schön“.  (Breche die Visite ab, habe ich keine Lust zu).

Zimmer 11: Herr A., dement, die Ehefrau hat ihn hier abgegeben, ist telefonisch nicht erreichbar.

Herr A. weiß nicht was er hier soll. Ich auch nicht. Während wir sprechen, behält Herr A. seine Kopfhörer auf und hört  Schlager.  Das erschwert die ohnehin schon sehr zähe Kommunikation. Munter  schmiert er mit seinen Marmeladenfingern auf der Bettwäsche rum. Ich hasse Marmelade im Krankenhaus.

Zimmer 12:

Es riecht hier wie in einem seit fünf Monaten nicht gesäubertem Hyänenkäfig. Ich versuche nur durch den Mund zu atmen. Es gelingt mir nicht. Ursache für den penetranten Geruch ist Frau K, sehr munter und leider auch sehr dreckig. Sie zeigt mir ihre ödematösen Unterschenkel, bei den Füßen verschlägt es mir wirklich die Sprache. Wasser? Seife? Seit wann sind die Unterschenkel so dick? (und wie lange nicht gewaschen??) „Schon laaange, Frau Doktor, seit vier Jahren. “  Dick oder nicht gewaschen? Ich will es nicht wissen…

Zimmer 1:

Eine demente Patientin  die sich den Arm gebrochen hat. Daneben der Ehemann. Typ Finanzbuchhalter, Hemd und Pullunder und einen Block mit Stift unter dem Arm. Die schwer demente Frau halluziniert seit Tagen. Passiert schon mal in fremder Umgebung. Das ist dem Mann nicht zu erklären. Er lässt sich meinen Namen geben. Wir sind Schuld. Ja klar, an allem. Auch am Klimawandel. Ich erkläre ihm sämtliche Befunde zum zehnten Mal. Hilft nichts, nach einer halben Stunde steht er im Sekretariat und will schon wieder mit mir sprechen.

Oben auf der Station macht ein Ehemann Terz, weil seine 150 Kilogramm schwere Frau so schlecht Luft kriegt.

Auf dem Flur kommt mir Frau L. mit ihrem Rollator lächend entgegen.  Hallo Frau Doktor! Geht es Ihnen gut? Ich wünsche Ihnen frohe Ostern!

Danke schön Frau L.! Frohe Ostern.

4 Kommentare zu „Wünsche frohe Ostern“

  1. Ich bin kein Mediziner, aber vielleicht solltest du nächstes Mal die Patienten beim Wort nehmen, der Kunde ist König:

    Zimmer 10:
    Die Zimmertür abschließen und den Schlüssel wegwerfen

    Zimmer 11:
    den Herrn im Tierasyl für verlorene Tiere abgeben (trifft zwar den Falschen, denn eigentlich sollte man sich um die verreisten Ehefrau kümmern)

    Zimmer 12:
    Gasmaske für dich und Hammer und Meißel für die Patientin

    der Choleriker
    für den Mann ein Skalpell mit der Anleitung für einen Luftröhrenschnitt und ein Fläschchen Glycerin

    🙂

    Und dir wenigstens noch schöne Nachostertage. Die Sonne ist auch endlich da.

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