Die Leut´

Gut eingerichtete Krankenzimmer sind für Patienten wichtig.

Es klopft bei meiner Sekretärin. In der Tür steht eine Frau, an jedem Finger einen Ring, auch am Daumen, Sonnenbrille im blondierten Haar (draußen ist es 8 Grad und Dauerregen)

Brille: „Meine Name ist Frau Vonundzu . Mein Mann soll morgen hier aufgenommen werden. Ich war gerade auf einer Station und habe mir die Zimmer angeguckt. Die sind viel zu klein!!! Da soll er für 14 Tage jetzt rein??“  Die Ungläubigkeit spiegelt sich in ihrer Brille.

Ich kläre sie auf, ohne dass es was nützt. Der Ehemann wird in keinem Hasenkäfig untergebracht, die Zimmer sind frisch renoviert, bodentiefe Fenster, Mosaikfliesen im Bad, große Flachbildfernseher, schöne Farben.

In meinem Kopf spiegelt sich gerade was anderes. Ich überlege, ob die Bling bling Frau einfach so in die Patientenzimmer reinmarschiert ist.

Ja, das hat sie getan.

Sie ist 30 Kilometer gefahren, hat sich in einen Stau auf die A40 gestellt, hat einen Parkplatz gesucht, sich bis in die 9. Etage gekämpft und ist dann einfach in ein Zimmer gegangen. Welches zu klein ist. Und für Ihren Mann nicht in Frage kommt. Ich frage mich ja immer in solchen Situationen:

Haben die Leut´nichts zu tun?

Noch Fragen?

Kommt die Frau von Herrn P. hektisch zu mir. Sie will unbedingt und jetzt und sofort mit mir sprechen. Ich wundere mich.  Herr P. soll in zwei Tagen entlassen werden. Erwachsener, orientierter, nicht dementer Patient. Komplikationsloser Verlauf nach einer Hüft TEP.

Ich gehe aufs Zimmer.
Ich: „Sie hatten eine dringende Frage?“

Frau P.: „Ja, wie geht es denn meinem Mann eigentlich?“

Ich: „Herr P. , wie geht es Ihnen denn eigentlich?“

Herr P.:  „Klasse, alles gut.“

Frau P.:  „Und wann kann er nach Hause?“

Ich:  „Herr P. , wann können Sie nach Hause?“

Herr P.:  „Am Freitag!“

Noch Fragen?

Koffein

Bei mir ist es wie bei den Gremlins. Gib mir kein Koffein nach 18 Uhr.

Weil dann  an einem Sonntag Abend nach 50 ml Cola light folgendes passiert:

19 Uhr: Wasche meine Wäsche aus dem Waschkorb.

20 Uhr: Wasche meine komplette Wäsche aus dem Kleiderschrank.

21 Uhr: Bringe den Müll nach draußen. Sortiert. Müsste mal die Blumenkästen machen.

22 Uhr: Surfe im Netz nach neuen Möbeln.

22.35 Uhr: Surfe im Netz nach neuen Wohnungen, Häusern.

22. 50 Uhr: Gucke nach, ob das alte Umzugsunternehmen noch existiert. Wie bin ich eigentlich auf die Seite von Heidi Klum gekommen?

23.10 Uhr: Wechsel mein Profilbild bei Whats App aus. Dreimal. Verlasse zwei Gruppen. Lösche vier Nummern, speichere zwei wieder ein.

0.25 Uhr: Überlege, ob ich mir schnell die Haare färbe.

0.45 Uhr: Zwinge mich ins Bett.  Es ist Montag. Was steht an diese Woche? Bekomme ich alle Patienten unter, die angemeldet sind? Der Gastrobefund von Frau Müller steht noch aus. Hoffentlich sind alle Assistenten morgen wieder da.

1.10 Uhr bis 3.25 Uhr: Gucke die Staffel Fleabag. Komplett.

5.45 Uhr: Der Wecker schellt. Und schellt.

 

 

 

 

 

Redezeit

Ja, Arzt ist ein kommunikativer Beruf, Reden und Zuhören ist wichtig. Aber wichtiger ist es, Patienten zu behandeln.

Ehemann einer Privatpatientin:

Ruft mich um 8 Uhr an: „Wie geht es meiner Frau?“ (nebenbei, die Frau ist fit und hat ein Telefon neben dem Bett). Endloser Ping Pong Dialog, Dauer 12 Minuten.

Ruft um 10 Uhr an: “ Wieso ist meine Frau noch nicht im OP?“ (Es soll ein Demerskatheter entfernt werden, nichts dramatisches). Dauer 6 Minuten.

Ruft um 12 Uhr: „Wieso ist sie noch im Aufwachraum?“ Dauer 5 Minuten

Ruft um 14 Uhr bei der Sekretärin an. Will jetzt endlich mal Auskunft haben und einen richtigen (Chef) Arzt sprechen (ich mache den Beruf ja erst seit 22 Jahren). Dauer 10 Minuten.

Ruft um 15 Uhr an. Will wissen, wieso es so lange gedauert, den Katheter zu entfernen. Dauer 5 Minuten.

Ich kann es Dir sagen, wieso es so lange gedauert hat.

Weil wir ewig am Telefon hängen.

 

Fehler

Gestern sah ich eine Sendung über Sibirien. Dort lief ein Holzarbeiter zwei Tage durch den Schnee zum nächsten Krankenhaus. Er hatte einen Holzsplitter im  Auge. Er wartete geduldig fünf Stunden in der Ambulanz, bis er an der Reihe war.

Heute rief eine Ehefrau auf unserer Station an. Der Mann kommt in zwei Tagen. Sie wollte wissen,  wieviel  Quadratmeter das Zimmer hat. Nicht, dass es zu klein ist.

Finde den Fehler 🙂