Diese Woche war viel zu tun. Wie mein Chef zu sagen pflegt: „Frau Doktor, das ist eine Uniklinik!“ Dabei zieht er spöttisch den Mundwinkel hoch. Nee, ist klar, als würden die anderen Kliniken nicht arbeiten.
Ich denke kurz an heute morgen. Ich habe eine geschlagene halbe Stunde nach einer Untersuchungsliege gesucht, um einen ambulanten Patienten zu untersuchen. Das ist Uniklinik.
Chef erzählt mir begeistert von Barorezeptorstimulation zur Behandlung von therapierefraktären Hypertonikern. Seine Augen funkeln. „Das ist Uniklinik Frau Doktor!“ Ich gucke interessiert. Aus den Augenwinkeln sehe ich einen meiner dementen Patienten über den Flur in Richtung Stationsküche wackeln. Ohne Hose. Das ist Uniklinik.
Chef hat ein neues Konzept für Bedside teaching. „Wir sind halt Uniklinik, Frau Doktor, wir müssen den Studenten was bieten!“ Im Aufzug steht ein aufgeblasener PJ Student, dem die Welt gehört. Er erzählt großspurig über seinen ersten Dienst. An seinen Lippen hängt eine großäugig aufschauende Schwesternschülerin. Uniklinik.
Morgens schnappt mir in der Cafeteria ein pfeifender Bauarbeiter das letzte Käsebrötchen mit Gurke weg , zieht sich noch „eben“ fünf Kaffee und zahlt mit Ein Cent Münzen. Aaaargh Uniklinik.
Laut Liste des Controlling müsste ich den zeternden Parkinsonpatienten, der gestern gekommen ist und nicht bleiben möchte, noch einen Tag hier behalten. Damit es keinen Abschlag von 200 Euro gibt. Uniklinik halt.
Grinsend schreibe ich den Entlassbrief. Für heute. Auf eigenen Wunsch. Meine Uniklinik halt.
Oh Mann, manchmal, wenn ich deine Texte lese, denke ich: Lieber nicht ins Krankenhaus.
An dieser Geschichte gefällt mir der „Doctor´s Diary“-Part mit dem aufgeblasenen PJ (Praktikumsjahr?) Studenten, an dessen Lippen jemand klebt. Könnten die nicht noch Sex in der KH-Apotheke haben?
Sorry, der Frühling. 🙂
Die Krankenhausapotheke ist outgesourct. Uniklinik 🙂
TGIF!