Kaffeesöhne

Kaffeesöhne.

Kaffeesöhne sind Angehörige, die ihre Eltern zweimal im Jahr besuchen. Meistens zum Samstagskaffee. Kaffeesöhne wohnen häufig weiter weg, in Trier oder Bonn oder  München. Manchmal auch in Hamburg oder Berlin. Häufig Rechtsanwälte. Gerne politisch sozialdemokratisch aktiv.

Es hat auch einen guten Grund, wieso die Kaffeesöhne so weit weg wohnen.

Entweder sind die Eltern schrecklich, so dass die Söhne fliehen mussten oder umgekehrt. Wenn man Pech hat, sind beide schrecklich.  Wenn die Eltern der Kaffeesöhne im Krankenhaus liegen, laufen die Söhne, gerne am Wochenende in aggressiver Präsenz auf. Eine Visitenkarte (ichkanndieschonnichtmehrsehen) wird dem Pflegepersonal hingehalten. Und wehe es kommt nicht sofort ein Arzt, der umfassend über die Blutwerte der letzten 10 Jahre Auskunft gibt. Ob der anwesende Arzt 150 Betten und ambulante Patienten und die Intensivstation zu versorgen hat, egal.  Der Kaffeesohn hat Vorfahrt. Er ist Rechtsanwalt oder kennt einen. Oder er kennt einen, der bei der BILD arbeitet.

Verloren hat man als Arzt, wenn es zusätzlich zu dieser Konstellation noch eine rothaarige pensionierte vegan lebende Lehrertochter gibt. Die wohnt unverheiratet unzufrieden mit vielen Falten und Katzen in Düsseldorf. Ihr Hobby ist es, Mutti zu pflegen und uns auf den Sack zu gehen mit täglichen Telefonaten.

Auch wenn wir für Mutti alles richtig machen, werden wir anschließend beschimpft, weil Mutti mit 92 Jahren nicht mehr ganz so mobil ist. Vorher sei sie ja noch Auto gefahren (nee is klar, mit kontrakten Achillessehnen, mach mir das mal bitte vor).

Es klopft gerade jemand herrisch an meine Tür.  Bestimmt der nächste Sohn, der jetzt mal einen richtigen Arzt sprechen will, bevor er zur Bild geht. ;-).