Batterie

Ein Beitrag aus der Kategorie: „Kunden im Gesundheitssystem“. Oder: „Ich habe gedacht, ich hätte schon alles gesehen.“

Meine Assistentin sitzt vorne am Schreibtisch und korrigiert einen Arztbrief. Aus Zimmer 3 schießt der arrogante Sohn von Herrn M., 1 Bett mit Chefarzt versichert. Baut sich vor dem Tresen auf. Zieht einen kleinen runden knopfgroßen Gegenstand aus der Hosentasche. Reicht ihn meiner überraschten Assistenten: „Können Sie die mal entsorgen?“ Sie guckt: „Ein Knopf?“

„Nein, es ist die Batterie. Aus dem Hörgerät von meinem Vater. Ist leer.

Und er drückt sie ihr in die Hand. Verschwindet.

Meine Assistentin ist fassungslos. Wirft die verkrustete Batterie in den Müll. Wäscht sich angeekelt die Hände.

Alles für unsere Kunden.

Ungebraucht

Meine Kollegen, nun ja:

Kollege 1: Ein Kopf kleiner als ich. Im Kontakt passiv aggressiv gereizt ( ich kann nichts dafür, dass du nicht mehr die Nummer 1 bist Kleiner *Kopftätschel*). Bedenkenträger. Entscheidet. Aber nicht heute, nicht morgen und auch nicht übermorgen. Das treibt die Therapeuten und das Controlling in den Wahnsinn. Die natürlich dann mich anrufen. Er isst langsam in der Kantine. Und arbeitet im gleichen Schneckentempo. Aber es hat Prinzip. Keiner beauftragt ihn mit irgendwas.

Kollege 2: Arrogant. Selbstbewusst. Blond, schmale Brille. Denkt, dass er alles kann. Hält einem 93jährigen Patienten einen Riechtest unter die Nase um Parkinson auszuschließen. Übersieht leider, dass Herr M. 40 Grad Fieber und einen strammen Blutzucker von 700 mg/ dl. hat. Nervt meine Sekretärin damit er chinesische Kunstdrucke für sein Zimmer bekommt. Und seine Arzthosen müssen gekürzt werden. Zweimal. Um sein Gehalt hat er schon mehrfach nachverhandelt. Keiner von meinen Assistenten will mit ihm arbeiten. Er korrigiert die Arztbriefe in rot und capslock Größe 40.

Ich gucke mir beide kopfschüttelnd an. Mir fällt der Spruch ein: Kollege abzugeben, Topzustand. Ungebraucht.