Nix Gscheit´s

Es ist Montag, 34 Grad, der Kaffeeautomat in der Cafeteria ist kaputt, es gibt nur noch Mettbrötchen. Was soll aus so einem Tag werden? Nix Gscheit´s.

Mein Assistenzwelpe ist krank, mein Kollege wieder  an Bord. Und sofort geht die kleingeistige Meckerei wieder los. Ich schwitze und schwitze, die Kittel machen es gerade nicht besser.

Übers Wochenende ist ein ganzer Bus ausgetrockneter alter Damen und Herren aus den Altenheimen gekommen.

Den Angehörigen hat die Hitze Manieren und sämtliche Umgangsformen weggeschmolzen.  Falls sie denn vorher vorhanden waren. Biestige Lehrerin Töchter aus Hannover mit Google Halbwissen wollen um 08.05 ein Gespräch über Medikamente führen. Sofort!!

Ich sehe, wie meine Assistenzärztin mit einem Sohn diskutiert. Der tätowierte chronisch arbeitsuchende Sohn mit Tagesfreizeit zwingt ihr ein Gespräch auf. Die Mutter müsse naturheilkundlich behandelt werden. Aber da würden wir ja keine Rücksicht drauf nehmen. Nebenbei Mutti ist dialysepflichtig, Mo/Mi/Fr, hat einen Schrittmacher, eine künstliche Herzklappe und kann ohne Bayer Leverkusens Polypharmazie nicht einen Tag überleben. Jedoch gut ohne Globuli.

Ich gehe auf Zimmer 7. Da liegt Herr Müllermeierschmidt, isoliert mit VRE. Das heißt vorher Isokittel, Handschuhe, Mundschutz, Haube anziehen. Bei 34 Grad. Herr Müllermeierschmidt hat Besuch.  Die Enkelin in kurzen Shorts, die Frau im luftigen Sommerkleid hocken neben und auf  dem Bett.  Komplett ohne Isolierung.

Man habe es nicht gewusst.  Ich werfe die Bagage weise sie freundlich aus dem Zimmer und zeige ihnen das mannsgroße feuerwehrrote Piktogramm,  das außen an der Tür klebt. Darunter steht zudem in 12 lebenden Sprachen in Times New Roman Größe 50 die Aufforderung, sich zu isolieren. Und der knallgrüne Isowagen vor der Tür ist irgendwie auch nicht zu übersehen.

In der Cafeteria gibt es mittags Leber Berliner Art.

Der Tag ist nur eins: Nix Gscheit´s.  🙂

 

 

 

 

 

6 Kommentare zu „Nix Gscheit´s“

  1. Ich glaub es nicht: ausgerechnet bei der Hitze erwacht der Geist von annachie zum Leben. Mit einem – wie immer phantastischen – Blogbeitrag. So lebendig beschrieben; ich war direkt mitten im Geschehen auf der Station. Vielleicht hält die Hitze ja an ;-0

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