Reden

Meine ersten offiziellen Vorlesungen habe ich jetzt hinter mir. Der Techniker schließt die drei Türen des Hörsaals. Herzklopfen. Bittebitte lieber Techniker bleib bei mir.  Los geht´s.  Sehe 200 Köpfe vor mir. Die Mädchen mit langen glatten Haaren  (die Jungen irgendwie auch).  Erstaunliche Ruhe. War ich damals auch so?  Ich starte. In dem Moment werden zahlreiche Tabletts aufgeklappt. Ich höre ein leises Klackern der Tastatur. Viele schreiben direkt mit. Andere fotografieren die Präsentation. Ruhig, konzentriert. Erstaunlich.  Ich rede ohne Mikrophon. Ich kann meinen Kittel anlassen. Keine Schminke. T-Shirt. Als ich fertig bin, klatschen alle.  Ich schwebe auf die Station zurück.

Eine Woche später: Patientenveranstaltung. Ich muss dort einen Vortrag halten. Zusammen mit den Chirurgen und Kardiologen. Patientenveranstaltung sind Außendarstellung. Das heißt, nix mit T-Shirt anziehen. Die Männer ziehen Anzüge und Krawatte an, Lederschuhe.  Die Frauen irgendwas  Schickes. Schick kann ich nicht gut.

Also dunkelblaue  Jeans, schwarzes Oberteil mit langen Armen. Und keine hohen Schuhe, saubere  schwarze saubere sneaker müssen reichen.  Dem Fotografen ist es egal. Er meint, ich solle auf dem Gruppenfoto die Nase tiefer halten. Wie denn? Der Chirurg neben mir ist 1,95 Meter, der Kardiologe ebenso. Ich muss mit Mikro sprechen.  Ich höre mich selbst reden. Manchmal habe ich eine Stimme wie Marge Simpson. Geschafft. Danach gibt es Currywurst im Becher. Dafür würde ich 10 Vorträge halten. 🙂

 

3 Kommentare zu „Reden“

  1. Ich stehe zwar fast jede Woche auf irgendeiner Bühne , aber immer mit mehreren (als Bassist kann man sich schön verstecken),das macht mich nicht nervös, auch nicht die Schulklassen. Ich hatte allerdings mal ein Soloprogramm vor 20 Jahren, das war aufregend , so wie die Vorträge in meinem Geschichtsstudium vor ca. 15 Jahren, aber danach war ich immer glücklich….aber was ist für Dich denn schöner ? Vor Studenten oder vor Patienten !? Oder hat es letztendlich doch die lecker Currywurst entschieden ?

    1. Vor Patienten ist schwieriger, weil ich es nicht zu fachspezifisch machen kann. Aber wenn erfahrene Patienten darunter sind, darf es auch nicht zu leicht sein. Weiss ich leider erst manchmal am Schluss, wenn die Fragen kommen.

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